Die Geschichte des Vereins „Großeltern stiften Zukunft e.V.“
Die Anfänge
Der Impuls, dass Großväter sich trafen, um sich für die Enkelgeneration zu engagieren, war eine finanzielle Notlage. Er kam 2002 aus dem Evangelischen Bildungswerk Nürnberg. Dort war die halbe ABM-Stelle einer Sozialpädagogin verankert, die die Ehrenamtlichen in den Eltern-Kind-Gruppen begleitete. Damals gab es in den evangelischen Gemeinden Nürnbergs über 200 Mutter-Kind-Gruppen. Die Stelleninhaberin leistete vorzüglich die als notwendig erkannte Aufgabe. Doch die ABM-Maßnahme war befristet. Weder Staat noch Kirche waren bereit, die Finanzierung zu übernehmen. Da kamen die Pfarrer ins Blickfeld, die bei ihrer Verabschiedung in den Ruhestand gern davon sprachen, dass sie sich darauf freuen, mehr Zeit für ihre Enkel zu haben. Warum nur für die eigenen, fragten sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Bildungswerk. Sie telefonierten einige Ruhestandspfarrer zusammen, um mit ihnen zu überlegen, wie die Begleitung der Mutter-Kind-Gruppen weiter finanziert werden kann. Die Idee einer Stiftung wurde diskutiert und verworfen. Spendenaktionen wurden vorgeschlagen. Dafür war ein Verein nötig, der Spenden bestätigen kann. Ein Relikt des Stiftungsgedankens bleibt im Namen des Vereins erhalten: „Großeltern stiften Zukunft“.
Zielgruppe waren bald nicht nur Großväter, sondern auch Großmütter, und die Großeltern wollten nicht nur Geld stiften, sondern auf breiter Basis durch geeignete Projekte diejenigen der Enkelgeneration unterstützen, die nicht so gute Chancen haben, wie die eigenen Enkelinnen und Enkel.
Vereinsgründung
Bei der Gründungsversammlung am 19.02.2004 waren die nötigen sieben Personen anwesend. In alphabetischer Reihenfolge: Dr. Cord Brandis, Dr. Karl Foitzik, Christel Görtz, Raimund Loebermann, Wilhelm Scheuerpflug, Cornelia Stettner und Hans-Harald Willberg. Die vorbereitete Satzung wurde verabschiedet und der Vorstand gewählt. Laut Satzung gehören zum Vorstand der/die Vorsitzende, der/die stellvertretende Vorsitzende und bis zu drei weitere Mitglieder.
Die Vorsitzenden
Erster Vorsitzender wurde Raimund Loebermann, sein Stellvertreter Dr. Karl Foitzik. Beide leiteten über 6 Wahlperioden den Verein. 2016 übernahm Dr. Karl Foitzik den Vorsitz. Bärbel Sturm wurde stellvertretende Vorsitzende. Als 2018 Dr. Karl Foitzik aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig das Amt abgab, wurde Bärbel Sturm zur Vorsitzenden und Vera Ostermayer zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Im Sommer 2020 legte Bärbel Sturm ihr Amt nieder und Vera Ostermayer führte als stellvertretende Vorsitzende den Verein weiter. Ende Juni 2021 konnte eine Mitgliederversammlung (online) stattfinden, bei der eine neue Satzung verabschiedet, ein neuer Vorstand gewählt und ein Mitgliederbeitrag beschlossen wurde. Vorsitzende ist nun Karola Glenk, stellvertretende Vorsitzende Franziska Haimerl, Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit Gerhard Berndt, Schatzmeisterin Vera Ostermayer und Schriftführerin Brigitte Fuchs.
Die ersten Jahre
Die Absicherung des Erhalts der halben Stelle für die Eltern-Kind-Arbeit war das einzige konkrete Projekt. Doch es sollten weitere folgen. Aber welche? Man wollte Kindern der Enkelgeneration mit weniger Chancen wie die eigenen Enkel, einen guten Start ins Leben ermöglichen Die Zielbeschreibung in der Satzung blieb bewusst allgemein: „Zweck des Vereins ist es, geeignete Institutionen und Maßnahmen ideell und finanziell zu unterstützen und zu sichern, die die Lebens-, Bildungs- und Orientierungschancen von Kindern fördern. (Satzung 2.1)
Mit Vorträgen, Gesprächsrunden, Benefizveranstaltungen und Ideenbörsen wurde versucht, die Lebenswelt der Kinder besser zu erkunden und der Großelterngeneration ihre Verantwortung bewusst zu machen und sie zur Mitarbeit zu motivieren. Dafür wurden Medien gewonnen und mit deren Unterstützung der Verein ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Bekannte Persönlichkeiten wie die damalige Bundesministerin Renate Schmidt, Fulbert Steffensky und Henning Scherf unterstützten die Bemühungen.
Die Projekte des Vereins
Die Entscheidung des Vorstands, keine Aufgaben vorzugeben und dann Leute zu finden, die sie umsetzen, sondern darauf zu warten, dass Projekte von Menschen vorgeschlagen werden, die dann auch bereit sind Mitverantwortung zu übernehmen, erwies sich als richtig.
- 2006 startete das Projekt „Wurzeln der Zukunft“
- 2007 das „Lese-Lern-Projekt“
- 2011 das Projekt „Mittagsimbiss und Hausaufgabenbetreuung“
- 2012 das Projekt „Wunschgroßeltern“ und
- 2016 das Projekt „Standby Senioren“.
- 2021 das Projekt „Großeltern sein?“
Das Anfangsprojekt Mitfinanzierung der halben Stelle im Bildungswerk wurde weiterhin verfolgt.
Die Projekte werden auf der Homepage ausführlich dargestellt und deshalb hier nicht näher beschrieben.
Grundentscheidungen
Zwei Entscheidungen prägen lange Jahre die Arbeit des Vereins:
- Wichtiger als die Gewinnung von Vereinsmitgliedern soll die Motivation zur Mitarbeit in den Projekten sein. Die Vereinsarbeit wurde auf das Notwendige beschränkt. Auf einen Mitgliedsbeitrag wurde verzichtet.
- Wer verantwortlich mitarbeitet darf auch mitentscheiden. Von Anfang an tagte der Vorstand als „Erweiterter Vorstand“, der ab 2007 als „Leitendes Team“ bezeichnet wurde. Der Vorstand, Delegierte aller Projekte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit besonderen Aufgaben gehörten dem „Leitenden Team“ an. Alle wesentlichen Entscheidungen wurden in diesem Gremium Team getroffen.
Würdigung der Arbeit des Vereins
Die Aktivitäten des Vereins und insbesondere das „Wunschgroßelternprojekt“ erfuhren hohe Anerkennung und wurden durch Großspenden regionaler Institutionen (N-Ergie Nürnberg, Messezentrum Nürnberg) und Preisgeldern bei Wettbewerben unterstützt (z.B. Gewinner im Wettbewerb der Volks- und Raiffeisen-Banken „Aller Ehren Wert“; zweiter Preis bei der Aktion „miteinander“ des BR; Sonderpreis der DiBaDu; „Innovationspreis“ der Versicherungen im Raum der Kirche) 2012 wurde dem Verein der Ehrenamtspreis der Landeskirche verliehen. Karin Babel wurde als Mitglied des Leitenden Teams vom Bundespräsidenten zum Bürgerfest in den Park von Schloss Bellevue eingeladen. 2017 wurde dem Verein das „Nürnberger Herz“ verliehen und der Vorsitzende im Rahmen der Aktion „EhrenWert“ von der Stadt Nürnberg und den „Nürnberger Nachrichten“ zum Ehrenamtlichen des Monats Dezember 2018 gewählt. Auf Vorschlag der Stadt Nürnberg wurde der Verein für den Deutschen Engagement Preis nominiert. Der Bayrische Rundfunk und das Frankenfernsehen berichteten mehrfach über einzelne Projekte.
Im Oktober 2022 konnte der Verein den Generationenpreis „Gemeinsam aktiv“ der Bayerischen Staatsregierung entgegennehmen. Das Preisgeld hilft, dass – nach den Pandemiejahren – die Arbeit in den Projekten gut weitergehen und intensiviert werden kann.
Kontinuität im Umbruch
Die Entfaltung der Vereinsarbeit in expandierenden Projekten und die Konzentration der Verantwortung auf wenige Personen legten es nahe, die Vereinsstrukturen zu bedenken und eine Revision der Satzung von 2004 anzustreben. Der Verein erhielt dazu überraschende professionelle Begleitung. Er bekam ein „Startsocial-Stipendium“, eine kostenlose viermonatige Beratung von zwei erfahrenen Fach- und Führungskräften. Eine Arbeitsgruppe des Leitenden Teams investierte unter Anleitung der Coaches viel Zeit und Energie und erarbeitete eine neue Satzung und Vereinbarungen. Die meisten Vorschläge wurden nach Vorlage des Abschlussberichts der Arbeitsgruppe vom Leitenden Team übernommen. In einem zentralen Punkt aber widersprach die Mehrheit der Mitglieder des Leitenden Teams und lehnte das von den Beratern gewünschte „up-down-Prinzip“ ab, das vorsah, dass künftig alle Entscheidungen vom Vorstand getroffen werden und das bisherige Leitende Team nur noch als vom Vorstand berufener Beirat fungiert. Die Mehrheit plädierte dafür, die bisherige Grundentscheidung beizubehalten: Wer verantwortlich mitarbeitet, darf auch mitentscheiden.
Durch die Verabschiedung der neuen Satzung, die Wahl des neuen Vorstands und den Beschluss eines Mitgliederbeitrages ab dem Jahr 2022, wurde der Verein auf der Mitgliederversammlung im Juni 2021 gut für die Zukunft aufgestellt.
Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie traf viele Kinder und Familien hart und verhinderte Bildungs- und Entwicklungschancen. Nun aber lassen sich nach dem Abflauen der Pandemie Menschen gewinnen, die dazu beitragen Versäumtes nachzuholen. Der Verein „Großeltern stiften Zukunft“ freut sich über alle, die sich hier ehrenamtlich engagieren wollen!